Zwischen zwei Welten – was ich meinem Kind über Vietnam erzählen will
Zwischen zwei Welten - was ich meinem Kind über Vietnam erzählen will
“Mama, woher kommen wir eigentlich?”
Ich weiß, diese Frage wird eines Tages kommen – vielleicht nicht direkt, aber zwischen den Zeilen. Und wenn sie kommt, möchte ich nicht nur mit Worten antworten, sondern mit Geschichten, Begegnungen und Erfahrungen, die in ihr ein Gefühl von Verbundenheit entstehen lassen.
Ich wünsche mir, dass sie ihre vietnamesischen Wurzeln kennt – nicht als etwas, das sie abgrenzt, wie ich es früher oft empfunden habe, sondern als etwas, das sie bereichert. Dass sie versteht, wo ihre Großeltern und Urgroßeltern herkommen. Wie ihre Eltern „Heimat“ leben – als Menschen, die zwischen zwei Kulturen aufgewachsen sind. Und dass sie selbst entscheiden darf, wie viel davon sie mitnehmen will.
Deshalb versuche ich, im Alltag Verbindung zu schaffen –
durch Sprache, auch wenn sie sich mit dem Deutschen vermischt,
durch kleine Rituale wie das Neujahrsfest oder das gemeinsame Kochen,
durch Gesten und Werte, die mir – so gut es ging – weitergegeben wurden.
Ich wünsche mir, dass meine Tochter irgendwann spürt, dass sie Teil einer größeren Geschichte ist. Dass hinter jedem Schritt, den wir gehen, viele stehen, die uns vorausgegangen sind. Ich möchte, dass sie erlebt, wie viel Kraft in einer Gemeinschaft liegt – dass wir andere mitdenken, ohne uns selbst zu vergessen.
Eines Tages möchte ich mit ihr nach Vietnam reisen. Nicht nur, um ihr zu zeigen, woher wir kommen – damit sie sieht, hört und fühlt wo ein Teil ihrer Wurzeln liegt und versteht, dass ihre Geschichte weit über die Orte hinausreicht, an denen sie aufwächst.